Jesus liebt mich by David Safier

Jesus liebt mich by David Safier

Autor:David Safier [Safier, David]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 2011-10-06T17:31:04+00:00


So saßen wir da – Joshua und ich –, Hand in Hand schweigend auf dem Steg, und betrachteten den Sonnenaufgang über dem Malenter See.

29

Ein paar Stunden zuvor

Satan verspürte das erste Mal seit langem wieder so etwas wie Feuer in sich: Die Endschlacht würde nun endlich losgehen. Das Leben machte plötzlich wieder Sinn.

Er beschloss erst mal, Menschen zu rekrutieren, denen er übernatürliche Kräfte verleihen wollte, damit sie zu seinen apokalyptischen Reitern würden. Auf seiner Kandidatenliste stand für den ersten Reiter namens «Krieg» der 43ste amerikanische Präsident, der sich gerade in seinem Feriendomizil in Kennebunkport langweilte. Für den zweiten Reiter «Krankheit» stand ein Kardinal auf der Liste, der Afrikanern erklärte, dass es eine außerordentlich gute Idee sei, auf Kondome zu verzichten. Und für «Hunger» hatte Satan sich dieses Top-Model ausgesucht, das diese Casting-Show moderierte, in der sie dünnen jungen Mädchen einredete, sie seien schwabbelige Fettmonster.

Der vierte Reiter, Tod, musste nicht rekrutiert werden, der arbeitete schon seit Anbeginn der Zeiten auf der Erde. Satan beschloss, ihn erst so spät wie möglich aufzusuchen. Außer Gott war der Tod das einzige Wesen, dem er nicht gerne im Dunkeln begegnete.

Aber so recht zufrieden war Satan mit der Kandidatenliste für die ersten drei Reiter noch nicht. Er musste die besten Gefährten finden, nur dann könnte er gegen Gott gewinnen. Diesmal galt es, denn es sollte ja der letzte Kampf um das Schicksal der Menschheit werden. Und Satan war der Außenseiter, der Allmächtige hatte bisher ja so eine Art, ihm am Ende immer um eine Nasenlänge (eine metaphorische, versteht sich) voraus zu sein. Nachdenklich hockte er sich auf eine Parkbank am Malenter See, neben einer Frau, die zeichnete.

«Du nimmst mir das Licht», beschwerte die Frau sich.

Er schaltete sein George-Clooney-Lächeln ein: «Aber ich bin George Clooney.»

«Du hast Ähnlichkeit mit ihm, freu dich drüber. Aber überreiz es nicht», erwiderte die Frau. «Außerdem bin ich lesbisch.»

Dann bedeutete sie ihm, sich zu verziehen.

Satan hatte immer schon etwas übrig für willensstarke Frauen. Ihren Willen zu brechen bereitete ihm immer wieder besondere Freude. Er wusste natürlich, dass das an seinem Neid lag. Ja, er neidete den Menschen den freien Willen. Was würde er nicht alles tun, um selbst einen zu bekommen? Dann würde er irgendeinem niederen Dämon den Schlüssel zur Hölle in die Hand drücken und es sich auf einer einsamen Südseeinsel gemütlich machen. Ohne von den Menschen mit ihren Gedanken, Begierden und Sünden genervt zu werden. Nie mehr würde er sich dann eine merkwürdige sexuelle Phantasie anhören müssen, für deren Verwirklichung einer seine Seele verkaufen wollte … das wäre sicher das Paradies.

Er rief sich zur Ordnung, er musste dringend aufhören zu träumen, schließlich hatte er keinen freien Willen und musste seiner Bestimmung folgen, und dazu sollte er Truppen für die Endschlacht sammeln. Da fiel sein Blick auf den Zeichenblock der Frau, und er erkannte, dass sie einen Comicstrip zeichnete:

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